Nordwestschweiz

Wenkenhof

Park Wenkenhof
Riehen/ BS

Basels Versailles

Wenkenhof ist die Bezeichnung für zwei am Ortsrand von Riehen bei Basel gelegene Villen – den „Alten“ und den „Neuen“ Wenken, samt die sie umgebenden Parkanlagen. Das ganze Ensemble umfasst drei Domänen: den französischen Park beim Neuen Wenken, den englischen Landschaftspark nördlich der Reithalle sowie die neubarocke Terrassenanlage im Südwesten der Bettingerstrasse.

Schon das barocke Eingangstor macht Eindruck. Es wird von zwei vergoldeten Hirschen bewacht, die nach dem Vorbild des französischen Bildhauers Jean Goujon (1510-1572) geschaffen wurden. Die ehemals in Blei gegossenen Hirsche wurden allerdings im Jahr 2000 durch Abgüsse aus Aluminium ersetzt. Dennoch: Beim Durchschreiten dieses monumentalen Tores werden die Erwartungen wie von selbst hochgefahren und die Aufmerksamkeit geschärft.

Rundgang

Der Weg führt zunächst zur Gebäudegruppe mit dem Alten Wenkenhof zur rechten und dem Neuen Wenkenhof zur linken Seite. Hinter dem Alten Wenken kann man noch die 1789 angelegte, heute etwas verwilderte Anlage eines frühromantischen Landschaftsgartens erkunden. Hinter dem Neuen Wenken wiederum lässt sich ein stattlicher französischer Barockpark bewundern, in dem die typischen Elemente jener Gattung zur Geltung kommen: ein zentraler Springbrunnen, Skulpturen, Lindenallee, Schmuckparterre und Formgehölze. Und man mag sich gern vorstellen, wie in der damaligen üppigen Barockpracht hier bei festlichen Anlässen nackte, weiss bemalte Mädchen die Rolle antiker Gartenfiguren übernahmen. So jedenfalls ist es überliefert.

Unterhalb des Bassins wurden zwei Teppichbeete angelegt, bevor das etwas tiefer liegende Boskettfeld den Garten abschliesst. Hier lassen sich die übriggebliebenen und zum Teil rekonstruierten Reste dieses Gartens mit Sandsteinstatuen, Gusseisenvasen und Buchsparterres betrachten. Das obere Broderieparterre hingegen zeigt barocke Textilmuster, die durch Buchsrabatten gestaltet wurden. Dieser Teil des Wenkenareals ist allerdings nicht an allen Tagen geöffnet.

Erwähnung verdient ein westlich gelegener separater Garten, der eine Sammlung jener Pflanzen zeigt, die ursprünglich bei der Gestaltung des Parks eingesetzt wurden. Die Stiftung ProSpecieRara konnte diese Sorten mit aufwendiger Recherche wieder aufspüren und im ehemaligen Küchengarten anpflanzen. In diesem Schaugarten können Interessierte einen lebendigen Eindruck von den historischen Zierpflanzen gewinnen, wie sie Anfang des 20. Jahrhunderts für die Neugestaltung verwendet wurden.

Der eigentliche Wenkenpark mit seiner Weiheranlage liegt östlich des Neuen Wenken und präsentiert sich als englischer Landschaftspark. Auf blühende Gehölze wurde bewusst verzichtet. Ebenso bewusst wurde bei den Baumgruppen auf das Spiel und die Wirkung der unterschiedlichen Blattfarben gesetzt. Der Park mit seinen weiten Rasenflächen atmet Grosszügigkeit und lässt sich angenehm durchlaufen. Seit 2004 ist die Gartendenkmalpflege um eine Restaurierung des Parks und dementsprechende Nachpflanzungen besorgt.

Historisches

Die Geschichte des Wenkenhofs reicht zurück bis ins Frühmittelalter, als hier im 8. Jahrhundert ein sogenannter Dinghof stand, der im Laufe der Zeit öfter umgebaut wurde und sich zu einem Hofgut entwickelte. Nach beinahe 1000 Jahren wurde er 1735 von Johan Heinrich Zäslin, einem wohlhabenden Händler, erworben und neu gestaltet. So liess Zäslin 1736 gegenüber der Häusergruppe eine barocke Villa nach dem Vorbild französischer Lustschlösser bauen. Fortan sprach man vom Alten und Neuen Wenken. Dem damaligen Zeitgeschmack entsprechend erhielt das Schloss einen französischen Park, der nach Entwürfen von André Le Nôtre gestaltet wurde. Dieser Park sollte, ganz im Sinne der Barockgärten, als eine Weiterführung der Innenräume verstanden werden. Damit konnte sich der Neue Wenken aus einem Guss präsentieren.

Doch bereits 1805 begann der Landschaftsarchitekt Achilles Huber den Garten in den mittlerweile populär gewordenen „englischen Stil“ umzuwandeln. Die geometrischen Ordnungen wurden durch bunte und lockere Blumenbeete ersetzt und das abschliessende Gartenstück im Norden erhielt eine Rasenlandschaft mit locker verteilten Baum- und Strauchgruppen. Später (um 1860) wurde die Villa aufgestockt und im Empire-Stil umgebaut.

Anfang des 20. Jahrhunderts erwarb der Industrielle Alexander Clavel die Anlage und liess den englischen Garten wieder annähernd in den barocken Zustand zurücksetzen. Zugleich liess er (1925-30) durch Adolf Vivell einen neuen grosszügigen englischen Landschaftspark östlich des Anwesens anlegen. Bis dahin befand sich dort eine Sammlung von Obstkulturen. Nun liess Clavel rund 8000 Sträucher und Bäume pflanzen. Da er ein begeisterter Reiter war, wurden auch ein Reitplatz mit Reithalle und zwei Galopp-Bahnen integriert.

Die letzte Parkerweiterung konnte 1957 gegenüber dem Eingangstor auf der westlichen Strassenseite realisiert werden. Es entstand ein neubarockes Ambiente mit Terrassenanlage und grosser Pferdeskulptur. Von hier aus bietet sich ein weiter Ausblick auf Basel und das Elsass. Und man versteht die regionale Redensart vom Wenkenhof als Basels charmanter Version von Versailles.

Adresse

4125 Riehen/ BS, Bettingerstrasse 121
Öffnungszeiten: frei zugänglich
Eintritt: frei
Französicher Garten: 1. April bis 31. Oktober, 8.00 – 17.00 Uhr, samstags nicht öffentlich