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Andelfingen/ ZH
Romantisches Schlossgut
Wer vermutet im Zürcher Weinland, zwischen Winterthur und Schaffhausen, schon solch ein Bijou? Hoch über dem Flüsschen Thur, etwas versteckt beim ehemaligen Landvogteischloss Andelfingen, liegt dieser anmutige Landschaftspark – mit verschlungenen Wegen, Pavillon, Promenade und einer Rebenlaube. Eine hübsch gestaltete Landschaft, die romantische Gefühle weckt und darum wie gemacht ist für verliebte Paare, Träumer oder das kurzzeitige Ausklinken aus dem Alltag.
Alter Landvogteisitz
Eine schon im 14. Jahrhundert erwähnte Burg in Andelfingen war ab 1482 Sitz des Landvogtes. Das jetzige Schloss wurde allerdings erst um 1780 erbaut, doch schon in den napoleonischen Kriegen von 1799 verwüstet und danach wieder in Stand gesetzt. Um 1817 liess der damalige Oberamtmann Hans Kaspar Schweizer eine Promenade anlegen sowie Spalierbäume und edle Obstsorten pflanzen. 1832 kaufte Baron Johann Heinrich von Sulzer-Wart das Schlossgut. 1854 liess sein Sohn Johann Friedrich den Pavillon erstellen, wobei vor allem dessen Tochter Anna Maria mit grossem gärtnerischen Interesse begann, den Park zu gestalten.
So liess sie etwas später zwei Orangerien und ein Gewächshaus erbauen. Die Faszination des 19. Jahrhunderts an exotischen Pflanzen und Bäumen hatte auch den Andelfinger Schlosspark erreicht und diesen aufgewertet. Folgerichtig wurde 1876 erstmals ein Schlossgärtner angestellt. Auch das angrenzende Tobel, welches durch den Abbau von Tuffstein entstanden und bereits um 1700 eingezäunt und mit Bäumen bepflanzt worden war, konnte dem Park zugeschlagen werden. Dem dabei neu angelegten Wegnetz unter schattenspendenden Bäumen verdankt die Anlage ihren heutigen Charme. Als Anna Maria von Sulzer-Wart 1923 verstarb, kaufte Alfred Baur die Liegenschaft und schenkte sie der Gemeinde mit dem Wunsch, dass „der Charakter als Schlossgut nach Möglichkeit gewahrt bleiben möge und der Schlosspark dem Publikum zur Erholung geöffnet bleibe.“ Und so geschah es.
Im August 1982 zerstörte ein gewaltiger Hagelsturm viele Bäume. Dies war ein beträchtlicher Verlust, eröffnetet dem Park aber auch neue Perspektiven und Durchblicke. 1989 wurde ein Konzept (Parkpflegewerk) erstellt, in dem folgende Gegebenheiten festgeschrieben sind: „Der Park ist nicht überschaubar. An die Promenade gliedern sich verschiedenste Gartenräume, die es zu entdecken gilt. Blickbeziehungen eröffnen dem Besucher immer wieder neue Perspektiven und geben Orientierungshilfen. Anziehungspunkte motivieren, den Park zu erkunden und auch zu verweilen. Die Ausdehnung und Qualität des Wegnetzes ist bedeutend für die Erlebbarkeit des Parks.“
Seither gab es nur sanfte Veränderungen. So wurde etwa die ursprüngliche Gemüseproduktion aufgegeben und an deren Stelle im oberen Teil ein Küchenkräutergarten erstellt. Insgesamt kann der Schlosspark heute als späthistorischer Landschaftsgarten betrachtet werden, der mit seiner intensiven Topografie am Nordhang, einer abwechslungsreichen Gestaltung und einem immer noch respektablen Bestand an alten Bäumen einen Besuch wert ist.
Rundgang
Der Rundgang beginnt im Schlosshof, der im Sommer mit exotischen Kübelpflanzen geschmückt ist. Der Weg führt zunächst durch das Gebäude zur Schlossterrasse, welche einen imposanten Blick in die Landschaft mit Dorf und Thur bietet. Hier lässt sich auch die topografische Einbettung der Schloss- und Parkanlage gut erkennen. Vom Schlosshof gelangt man dann durch einen engen Durchgang und entlang eines Buchs- und Eibenwäldchens zum zentralen Rondell des Parks. Dabei läuft man auf Augenhöhe mit den Kronen der links aus dem Tobel emporstrebenden Bäume und wird vom Plätschern des Baches aus der Tiefe begleitet.
Im Rondell befindet sich ein Rasenoval, das mit diversen exotischen Pflanzen bestückt ist – von der Gurkenmagnolie und dem Mädchenhaarbaum über die Bananenstaude bis zum riesigen Lebensbaum. Viele der markanten Bäume sind beschriftet und mit den wichtigsten Angaben versehen. Durch den Laubengang gelangt man zu einem Platanengeviert und dem Pavillon. Von hier aus öffnet sich der Blick zum Schloss und die sanft abfallende Wiese mit einer imposanten Blutbuche.
Kieswege, bemooste Naturwege und Treppen winden sich nach unten zum lebhaft sprudelnden Bach. Insgesamt kann der Besucher allerlei Verspieltes entdecken: einen kleinen Wasserfall, eine Grotte, kleine Brückchen, einen Minispringbrunnen oder eine von Spalierbirnen umfasste Bank. Immer wieder stösst man auf lauschige Winkel mit Holz- oder Steinbänken. Das gewundene Wegsystem im steilen Gelände und der dunkle Schatten des Waldes lassen eine geheimnisvolle Zauberwelt entstehen. Und der Stundenschlag des nahen Kirchturms rundet das schöne Zusammenspiel dieser Impressionen ab und schafft die Fiktion einer hübschen, heilen Welt.
Adresse
8450 Andelfingen/ ZH, Schlossgasse 14
Öffnungszeiten: tagsüber frei zugänglich / Eintritt frei