Zürich

Chinagarten

Chinagarten
Zürich/ ZH

Symbolik der tausend Dinge

Der Zürcher Chinagarten lässt sich an der Seepromenade beim Zürichhorn finden. Der Besucher wird geradezu angezogen von der roten Mauer, die den Park im ursprünglichen Sinne einfriedet und zu etwas Begrenztem und Geschütztem macht. Zu erwarten ist eine schöne und stimmige Anlage, die zum Typus der Tempelgärten zählt und als einer der ranghöchsten Gärten ausserhalb Chinas gilt. Auf begrenztem Terrain wird alles geboten, was einen Tempelgarten auszeichnet: ein Koi-Teich mit Insel, ein künstliches Bergmassiv, Brücken, Tempel, Rondellen, viel leuchtendes Rot und Gold, saftig grüne Wiesen und altehrwürdige Bäume sowie schattige Sitzplätze. Man taucht ein in eine faszinierende Welt der tausend Dinge.

 

Konzept

Das Konzept folgt klaren Prinzipien. Dazu gehört die Anordnung der Bauobjekte wie des künstlichen Sees, der Gebäude und der Felsformation. Auch die Raumaufteilung, welche die Mauern und Grundrisse bestimmt, folgt traditionellen chinesischen Prinzipien. Die Wege und Durchgänge sind so gestaltet, dass sie einen bestimmten Bewegungsablauf festlegen. Generell gilt, dass bei der Gestaltung nichts dem Zufall überlassen sowie eine Fülle an Symbolik integriert wurde. Einiges davon soll im Folgenden erwähnt werden. Darüber hinaus empfiehlt es sich, beim Eingang eine Broschüre zu erwerben, welche die umfangreiche Symbolik deutet und viele Nuancen erklärt.

Der Zugang erfolgt durch ein farbenprächtiges Eingangstor mit einer ungewöhnlich hohen Schwelle, die verhindern soll, dass die bösen Geister, welche nach chinesischer Auffassung alle nur schlurfen können, den Garten betreten. Zwei Löwen stehen als Wächter vor dem Tor. Das männliche Tier zur Rechten hält eine Glückskugel im Maul, die Löwin zur Linken hingegen präsentiert stolz ihre Jungen. Die rote Mauer will die äussere profane Welt vom idealisierten Mikrokosmos im Innern trennen.

Im Inneren ragt dem Eingang gegenüber ein künstlicher Berg empor, der die Kraft der Natur symbolisiert. Ein kurzer Tunnelgang führt hindurch und der Besucher betritt nach alter daoistischer Vorstellung das Paradies. Er überblickt den Park mit all seinen auf ein Wechselspiel von Harmonie und Spannung ausgerichteten Elementen. Beherrschendes Zentrum ist der mit Koi-Fischen belebte Teich mit einer kleinen Insel in der Mitte. Daneben befindet sich ein Wasserpalais mit Seeterrasse, in dessen Innerem sich chinesische Stilmöbel sowie zwei monumentale Gemälde bewundern lassen. Offene Galeriegänge, deren Gebälk mit über 500 Landschaftsbildern und Stillleben ausgeschmückt sind, laden zum Entdecken ein.

Auf der kleinen Insel steht ein Rundpavillon, der von zwei Seiten erreichbar ist – einmal durch eine Zickzackbrücke, zum anderen durch eine Rundbogenbrücke. Im Nordosten der Parkanlage steht ein weiterer, recht stattlicher Sechseckpavillon mit Phoenix-Motiven. Insgesamt verteilen sich im Park eine Vielzahl von Pflanzen, Sträuchern, Felsen, Steinen, Schriftzeichen und weitere Dekorationen. Auch grosse alte Bäume wurden in den Park integriert, etwa die kanadischen Pappeln und die Eiben. Und im Wechsel der Jahreszeiten blühen hier Rosen, Rhododendren, Azaleen, Flieder oder Magnolien.

Chinesische Gartenkunst

Die ganze Anlage ist ein Geschenk der südchinesischen Partnerstadt Kunming an die Zürcher Bevölkerung – als Dank für die technische und wissenschaftliche Hilfe beim Bau der Trinkwasserversorgung und Entwässerung in Kunming. Der Park wurde 1994 eröffnet und gilt als einer der ranghöchsten chinesischen Tempelgärten. Der Ort wurde gemäss der chinesischen Geomantie (dem Erkennen von guten Plätzen in der Landschaft) ausgewählt und demzufolge zwischen Zürichberg und Zürichsee platziert.

Im Zentrum der Gestaltung stand die Auseinandersetzung mit einem der Hauptthemen der chinesischen Kultur, nämlich der „Drei Freunde im Winter“. Gemeint sind die winterharten Baumsträucher Föhre, Bambus und Winterkirsche, die gemeinsam der kalten Jahreszeit trotzen. Dabei wird der Bambus traditionell als Wald angelegt, damit die Rohre bei Wind gegeneinanderschlagen und einen tiefen Ton erzeugen. Bambus steht für Tugend und Bescheidenheit. Die Föhre gilt als Symbol für ein langes Leben, während die Winterkirsche den ersten Frühlingsboten verkörpert. Schon in wärmeren Wintertagen beginnt sie zu blühen und versinnbildlicht Reichtum und Vornehmheit.

Wohl mit Recht lässt sich sagen, dass chinesische Gartenkunst in Verbindung mit chinesischer Philosophie und Dichtung hier ein Gesamtkunstwerk von Rang entstehen liess. Erfüllt von all der Symbolik in Farben, Formen und Spruchbändern tritt man irgendwann wieder hinaus in die reale Welt. Doch auch dort wird man von einer schönen Landschaft empfangen: einer grossflächigen Wiese, die zum See hinführt.

Adresse

8008 Zürich/ ZH, Bellerivestrasse 138
Öffnungszeiten: Ende März – Ende Oktober, täglich 11-19 Uhr.
Eintrittskosten.