Genferseeregion

Arboretum Aubonne

Park Arboretum
Aubonne/ VD

Mekka für Baumfetischisten

Im Tal der Aubonne, in der Nähe von Rolle, werden in natürlicher Umgebung Tausende von Bäumen kultiviert. Diese grosszügig dimensionierte Anlage ist kein Stadtpark, sondern präsentiert sich als eine Mischung aus Botanischem Garten und Naturpark. Die hier zusammengetragene Sammlung der verschiedensten Gehölze ist, wenn man so will, ein idealer Ort für Baumfetischisten. Allerdings eignet er sich weniger für den kleinen Spaziergang, sondern eher zum Wandern und für Entdeckungen von Exkursionsfreunden. Dafür aber sollte man sich viel Zeit nehmen und dennoch nicht versuchen, alles auf einmal sehen zu wollen.

 

Ambiente

Die Bäume und Sträucher wachsen auf beiden Seiten des Tals, dazwischen weiden Kühe und Schafe. Alles wirkt sehr natürlich und doch ist es eine von Menschenhand geschaffene Anordnung. Einige Bäume stehen wie auf einer Perlenkette aufgereiht in regelmässigen Abständen nebeneinander, andere sind zu kleinen Wäldchen gruppiert.

Insgesamt wachsen hier über 3000 Arten und Varietäten von Gehölzen, die gemäss ihrer geographischen Herkunft angeordnet wurden. So findet sich etwa ein Feld mit Heckenrosen, ein nordamerikanischer Wald mit Mammutbäumen und ein Hain mit japanischen Kirschbäumen. Letzterer zieht jeweils im Frühjahr die in der Gegend wohnhaften Japaner an, um dort das traditionelle Kirschblütenfest zu feiern. Überhaupt lässt sich hier der Rhythmus der Jahreszeiten gut verfolgen. Im Frühling leuchten die Blütenkleider von zahlreichen Magnolien, Zierkirschen und Obstbäumen. Im Sommer lassen sich die unterschiedlichsten Grüntöne bewundern. Im Herbst bestimmen die Farben der Laubbäume das Bild, etwa der Essigbäume, Ahorne oder Amberbäume.

 

Angelegt wurde zudem ein Obstgarten, in dem rund 260 alte, heute aufgegebene Obstsorten bewahrt werden. Von einigen dieser Sorten gibt es schweizweit nur noch zwei Exemplare – einen hier im Arboretum und den anderen auf einem abgelegenen Bauernhof im Neuenburger Jura. Schon beim Eingang zum Park gerät man ins Staunen über einen mächtigen, über 15 Meter hohen Nussbaum mit ausladender Krone. Dabei ist dies nur der erst 40 Jahre alte Sprössling des höchsten Nussbaumes der Schweiz (25 Meter), der im Ort Meinier im Kanton Genf steht und bald 160 Jahre alt ist.

Als Besucher ist man gut beraten, sich beim Eingangszentrum einen Flyer zu holen, der übersichtlich die Rundgänge zu den vier dargestellten Ökosystemen (Westamerikanisch, Ostamerikanisch, Bambus und Japanisch) und zu den verschiedenen Sammlungen aufzeigt. Die Anlage ist in drei grosse Bereiche gegliedert. In „La Vaux“ befinden sich verschiedene Tulpenbäume, diverse Araukarien sowie die Schnurbaum-Gruppe. Im „Bois Guyot“ stösst man auf eine Sammlung von 200 Hunds- und Heckenrosen, eine grosse Kiefer- und Föhrenkollektion, aber auch auf einen Lebkuchenbaum. Im grössten Sektor „En Plan“ lassen sich Eichenvariationen miteinander vergleichen oder Hartriegel, Mammutbäume und Hibiskus.

Historie

Bereits seit Beginn des 19. Jahrhunderts waren in Europa Baumsammlungen mit teilweise exotischen Exemplaren entstanden. Man wollte die auf den Entdeckungsreisen in aller Welt gesammelten Gehölze auch angemessen präsentieren. In Verknüpfung mit den Ambitionen der Botanischen Gärten hatte sich dann Mitte des 20. Jahrhunderts, vor allem in England und Deutschland, diese neue Art von Park herausgebildet.
In der Schweiz engagierten sich in den 1960er Jahren private Baumliebhaber und Personen aus dem Waadtländer Forstamt für die Gründung eines Arboretums. Durch private Spenden und die Unterstützung der Kantone Waadt und Genf konnte 1968 in diesem abgelegenen Tal der erste Park dieser Art in der Schweiz eröffnet werden.

Die formale Grundstruktur legte dann in den 1970er Jahren der Genfer Landschaftsarchitekt Walter Brugger. Seither wurde der Park ständig weiterentwickelt und umfasst heute eine Fläche von rund 200 ha an Wäldern und Wiesen. Mehr als 20 Kilometer an Fusswegen stehen zur Verfügung. Beim Gang durch die weitläufige Anlage lässt sich viel Wissenswertes über die verschiedenen Gehölze erfahren. Natürlich kann man auch „einfach nur“ die Ruhe und die dezent gestaltete Landschaft mit Sichtachsen, Baumgruppen, Weihern und freien Flächen geniessen. Dafür scheint ein zweistündiger Gang für den Anfang eine angemessene Zeitvorgabe, die sich natürlich variieren lässt.

Adresse

1170 Aubonne/ VD, Chemin de Plan 92
Frei zugänglich, Eintritt frei